Dienstag, 17. Januar 2006

Daniel Kehlmann - Die Vermessung der Welt

Roman

Rezension erscheint in Kürze

Klappentext


Gegen Ende des 18. Jahrhunderts machen sich zwei junge Deutsche an die Vermessung der Welt. Der eine, Alexander von Humboldt, kämpft sich durch Urwald und Steppe, befährt den Orinoko, kostet Gifte, zählt Kopfläuse, kriecht in Erdlöcher, besteigt Vulkane und begegnet Seeungeheuern und Menschenfressern. Der andere, der Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauß, der sein Leben nicht ohne Frauen verbringen kann und doch in der Hochzeitsnacht aus dem Bett springt, um eine Formel zu notieren - er beweist auch im heimischen Göttingen, dass der Raum sich krümmt. Alt, berühmt und ein wenig sonderbar geworden, treffen sich die beiden 1828 in Berlin.

Rowohlt Verlag, Reinbek 2005
ISBN 3498035282,
Gebunden, 304 Seiten, 19,90 EUR


Zum Autor

Daniel Kehlmann, geboren 1975 in München, lebt in Wien und studierte dort Philosophie und Literaturwissenschaft. Er debütierte 1997 mit dem Roman "Beerholms Vorstellung", für den er den Förderpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft erhielt.

Johanna „die Wahnsinnige“ - eine moderne Frau?

Das Manuskript der VerführungDas Manuskript der Verführung, Roman von Gioconda Belli, Peter Hammer Verlag, 2005, gebunden 24,90 €

Rezension von Astrid Gruber

In ihrem neuen Roman „Das Manuskript der Verführung“ lässt Belli den Leser in zwei Welten Spaniens eintauchen, zwischen denen 400 Jahre liegen: in die Welt Johannas der Wahnsinnigen (1479-1555), und in die der 17jährigen Klosterschülerin Lucía in den 1960ern. Die Verbindung beider Welten stellt der Geschichtsprofessor Manuel her, dem seine Studien über die Königin Johanna zur Obsession geworden sind. Lucía erinnert Manuel an Johanna - der Grund, warum er sich auf den ersten Blick in sie verliebt. In sonntäglichen Treffen schlüpft Lucía für ihn in ein historisches Samtkleid und damit in die Rolle von Johanna. Schon bald führt er sie nicht nur in die Welt Johannas, sondern auch in die Kunst der Liebe ein.

Ende des 16. Jahrhunderts arrangieren die Katholischen Könige, Herrscher von Kastilien und Aragon, für ihre Tochter und Thronfolgerin Johanna eine Zwangsheirat mit Philipp dem Schönen aus den Niederlanden. Ihre Leidenschaft ist jedoch sofort entfacht, als sie sich zum ersten Mal begegnen. Johanna bekommt zwischen 17 und 26 sechs Kinder. Um Johannas legitimen Erbanspruch auszuhöhlen, intrigieren zunächst ihr Ehemann und ihr Vater gegen sie. Johanna war schwanger, als ihr geliebter Mann mit 29 Jahren in ihren Armen stirbt. Schließlich stellt ihr eigener Sohn Johanna kalt: Karl, der 1520 zum Kaiser in Aachen gekrönt wird, hält Johanna 47 Jahre auf Schloss Tordesillas gefangen. Es wäre ihr Reich gewesen, in dem die Sonne niemals unterging.

Johanna, die „Leidenschaftliche“
Johannas „Wahnsinn“ bestand darin, vehement Widerstand gegen die Machtspiele der Männer zu leisten. Sie hielt hartnäckig an der eigenen Überzeugung fest und setzte sich für Gerechtigkeit ein. Darin ließ sie sich auch nicht von ihrem Ehemann abbringen, obwohl sie ihn abgöttisch liebte.

Die Autorin Gioconda BelliGioconda Belli tauft Johanna „die Wahnsinnige“ in Johanna „die Leidenschaftliche“ um. Mit dieser Interpretation stimmt Belli mit der aktuellen historischen Forschung überein. Sie zeigt Johanna als starke historische Persönlichkeit, die in ihrer Standhaftigkeit modern wirkt. Gioconda Belli selbst ist eine solche starke Frau: 1948 in Nicaragua geboren, beteiligte sie sich ab 1970 am Widerstand der Sandinistischen Befreiungsfront gegen die Diktatur Somozas und ging 1975 ins Exil. Ein Jahr später wurde sie in Abwesenheit zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Schriftstellerin und Poetin lebt mit ihrem Mann in Nicaragua und hat vier Kinder. 1989 verleiht die Friedrich-Ebert-Stiftung den Preis "Das Politische Buch des Jahres" an Gioconda Belli für „Die bewohnte Frau“.

Rahmenhandlung lässt Fragen offen
Im „Manuskript der Verführung“ sind abwechselnd Lucía und Johanna die Ich-Erzählerinnen. Der Roman bedient sich des Kunstgriffs einer verschränkten Rahmenhandlung und bettet die historischen Begebenheiten in eine fiktionale Geschichte ein. Die Liebesgeschichte zwischen Lucía und dem Professor wirkt jedoch flach. Lucía scheint nur in das Glück der ersten Liebe verliebt zu sein, und Manuel scheint sich nur des Körpers und des Geistes der jungen Frau zu bedienen, um seine Obsession für Johanna ausleben zu können. Als Lucía emotional wird, geht er nicht liebevoll auf sie ein, sondern zieht er sich auf die wissenschaftliche Ebene zurück. So könnte Lucía nur eine von vielen jungen Studentinnen sein, die der Wissenschaftler schon in die Rolle Juanas schlüpfen ließ und nach seinem „Manuskript“ verführte. Der Leser hofft, hinter die Fassade der Liebe zwischen Lucía und Manuel blicken zu können, erwartet mehr Tiefgang oder einen überraschenden Wendepunkt. Das baut Spannung auf. Die Quintessenz der Rahmenhandlung wirkt so ernüchternd wie das Leben und die Liebe selbst.
„Das Manuskript der Verführung“ lässt den Leser in die Welt Johannas eintauchen und ist einmal mehr ein Frauenroman Bellis zwischen Stärke, Rebellion, Intelligenz und Weiblichkeit.

Veröffentlichungen von Gioconda Belli (Auswahl):
Die bewohnte Frau, Roman (1988, dtv).
Tochter des Vulkans, Roman (1990, dtv).
Zauber gegen die Kälte, Gedichte (1992, dtv).
In der Farbe des Morgens, Gedichte (1992, dtv).
Feuerwerk in meinem Hafen, Gedichte (2001, Hammer Verlag).
Die Verteidigung des Glücks. Erinnerungen an Liebe und Krieg, Autobiografischer Roman (2001, Hanser, 2002, dtv).
Das Manuskript der Verführung, Roman, (2005, Hammer Verlag)

Links:
Peter Hammer Verlag
Deutscher Taschenbuch Verlag
Zeitschrift für Lateinamerika Matices
Website von Gioconda Belli

Kazuo Ishiguro - Alles, was wir geben mussten

Roman

Rezension erscheint in Kürze

Klappentext


Ein Speisesaal, ein Sportplatz und getrennte Schlafsäle für Jungen und Mädchen - auf den ersten Blick scheint Hailsham ein ganz gewöhnliches Internat zu sein. Aber die Lehrer, so freundlich und engagiert sie auch sind, heißen hier "Wächter" und lassen die Kinder früh spüren, dass ihnen ein besonderes Schicksal auferlegt worden ist. Diese Gewissheit verbindet Kathy, Ruth und Tommy durch alle Stürme der Pubertät und Verwirrungen der Liebe - bis für zwei von ihnen das Ende naht.

Karl Blessing Verlag, München 2005
ISBN 3896672339,
Gebunden, 349 Seiten, 19,90 EUR



Zum Autor:
Kazuo Ishiguro wurde 1954 in Nagasaki geboren und kam 1960 nach London. Sein Erstlings-Roman „Damals in Nagasaki“ erschien 1982 und wurde mit dem Winifred-Holtby-Award der Royal Society of Literature ausgezeichnet. Für den mit Antony Hopkins und Emma Thompson erfolgreich verfilmten Roman „Was vom Tage übrigblieb“ erhielt Ishiguro 1989 den Booker Price. Im Jahr 2000 erschien in deutscher Übersetzung sein Buch „Als wir Waisen waren“. Inzwischen wurde sein Werk in 28 Sprachen übersetzt.

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